AllgemeinBigwallKletternReisen

Meteora ’14 – viel Sonne, Klettern und eine Erstbegehung

Dieses Jahr verbrachten wir den Sommer-Kletter-Urlaub nochmal in Meteora. Nicht nur weil es dort so genial ist, sondern wir wollten im schönen Meteora unsere Spuren hinterlassen und Erstbegehen. Wir fetzten mit dem Auto in einem Ritt die 1900km in 23 Stunden runter in Süden. Unsere bunt zusammengewürfelte Urlaubscrew verstand sich prima bestehend aus Rohnspitzlern, Aussteigern und HBG.

Meteora = herrliches Ambiente, tolle Landschaft, warmes Wetter, ein klasse Zeltplatz mit Pool, nette Leute, ein typisch südländisches traditionelles Dorf mit gemütlichen Kneipen und interessante Kletterei in allen Schwierigkeitsgraden wo es mehr um Technik und Balance geht als um Kraft

Ich kann diesen Flecken Erde nur weiterempfehlen und werde in wenigen Jahren auch wieder hinfahren! Und jetzt: Fotostory, Erlebnisbericht Erstbegehung + Topo und Anfahrt

Fotostory:

 

Erstbegehung der Black Mamba:

>>Eintrag in der Sandsteinklettern-Datenbank<<

Wegbeschreibung und Topo Skizze

Mein Erlebnisbericht:

Heute fällt mir das zeitige Aufstehen etwas leichter, denn es ist so weit: Erstbegehung! Ich bin gespannt.

Nachdem wir gestern etwas verkatert durch halb Meteora gelaufen sind auf der Suche nach noch freien Wänden bzw. Rinnen, stehen Tino und ich nun am frühen Morgen vor der gewählten Linie. Cool sieht sie aus – und steil, aber auch bemoost, denn es ist eine Nordseite.

Das ist aber gut, denn in der Sonne wäre unser Vorhaben umso anstrengender. Und ein Weg für heiße Tage im sonnigen Meteora scheint uns auch attraktiv. Ein deutlich erkennbarer schwarzer Wasserstreifen, gefolgt von einem geschlängelten Rinnensystem. Jedoch ist nur das untere Wandstück einsehbar. Mal sehen was uns oben erwartet.

Tino hat wie immer alles ganz durchdacht vorbereitet und rüstet sich für die ersten Meter, während ich noch etwas verträumt zuschaue. Etwas verträumt, aber trotzdem beobachte ich genau, denn Erstbegehen ist für mich völliges Neuland. Ein paar Exen auf die linke Seite, Bürste, Maulschlüssel und Hammer auf die Rechte, noch zwei, drei Schlingen an den Gurt gebunden… „Wie viele Haken nehm ich denn jetzt mit? Drei?“ Oh! Ich muss mitdenken. „Hhmmm, joa. Drei klingt gut, erst mal schauen wie es geht, oder?“ Das sieht Tino auch so, denn Bohrhaken hat er auch noch nicht gesetzt, dafür schon einige sächsische Ringe.

Dann zieht er sich die Schuhe an, ich geh in Sicherung, er hängt sich die Bohrmaschine um und steigt mit dieser auf dem Rücken ein. Wir wollen es auf diese Weise versuchen, denn wir gehen von einer 5er Seillänge ohne wilde Stürze aus. Er klettert etwa sechs Meter, schaut nach unten, ich bestätige die akzeptable Höhe für den ersten Haken (es ist noch leicht liegend) und er beginnt nach einer geeigneten Stelle zu suchen. Glatt sollte sie sein, damit die Lasche dicht am Fels liegt, möglichst keine Kiesel drum herum, damit der Karabiner einer Exe nicht blöd belastet wird und natürlich nicht zu nahe an Rissen oder bröseligem Gestein. Das ist gar nicht so leicht im Konglomerat.

Aber eine passende Stelle ist schnell gefunden und so setzt er an. Bbbbbbssssssssstt. Zack. „Das ging ja flott.“ Als nächstes wird das Loch vom Staub befreit und der Expansionshaken mit dem Hammer hineingetrieben. Jetzt bloß noch mit dem Maulschlüssel festziehen und fertig. „Wenn das bei uns so schnell gehen würde“, ruft er verblüfft. „In Sachsen dauert das manchmal nen halben Tag!“

Die nächsten zwei Haken sind ebenso schnell gesetzt, er zieht sich weitere drei hoch und dann geht’s los. Die ersten Keucher: „Jetzt wird’s ja schon schwer! Mit 5 hat das hier nix mehr zu tun.“ Tino müht sich weiter, setzt noch die Haken und schaut runter: „Fele, willste weitermachen? Mir tun schon übelst die Waden weh.“ „Joa klar. Geht los.“ ruf ich hoch und lass ihn ab. Plötzlich werde ich etwas aufgeregt, aber dadurch auch endlich richtig munter.

Tino übergibt mir das Werkzeug, ich hänge mir noch ein paar Haken an den Gurt und steige konzentriert ein. „Also Klettern fühlt sich heut schon mal richtig gut an“, denk ich mir. „Aber irgendwie ist es hier echt schon schwer. Voll steil und überraschend kleine Kiesel. Trau ich mir jetzt in so nem Gelände weiterzumachen?!“ Haken um Haken klettere ich gespannt zu der Stelle, wo Tino aufgehört hat. Hier hängt auch die Bohrmaschine. „Das war ja schon ma knifflige Kletterei, Tino. Nicht schlecht.“ „Ja, haben wir uns wohl bissl verschätzt.“ Ich häng mir die Bohrmaschine um, mach ein paar Züge und schon steh ich etwa zwei Meter überm letzten Haken.

Meine Griffe und Tritte sind gar nicht mal so schlecht, die nächsten Meter sehen wieder etwas interessanter aus und so könnte ich mir vorstellen, jetzt meinen ersten Haken zu setzten. „Hier ok, Tino?“ „Ja mach, aber schön hoch und nicht zu weit rechts wegen der Seilführung.“ Geht klar. Vorsichtig versuche ich mir die Bohrmaschine über den Kopf zu ziehen und dabei nicht nach hinten wegzukippen. Mein linker Griff schleimt langsam ein wenig vom Schweiß und meine Füße stehen nicht gerade auf großen Kieseln. „Hab vertrauen und mach einfach weiter“, denk ich mir. Ich setze die Bohrmaschine an und presse aus der Schulter ein Loch in die Wand. „Na das ging ja gudd. Jetzt nicht zu früh freuen, den Haken rein und gut is.“ Zwei Minuten später klippe ich eine Exe in den neuen Haken, setze mich vorsichtig hinein und bin erleichtert. Tino ruft zu mir hoch „Hey Fele, dein erster Haken!“

„Jou!“ Mich packt die große Abenteuerlust und ich starte durch. Drei Haken später fühlt es sich schon nach Routine an und obwohl mir inzwischen auch die Waden und Füße schmerzen, mache ich immer weiter und weiter bis es Zeit für einen Stand ist. Der Standplatz mit zwei Haken und Abseilring ist auch schnell gesetzt und ich bin froh, endlich die Schuhe ausziehen zu können. Ich ziehe das Material für den Weiterweg hoch und hole Tino nach. Seine nächste Seillänge ist herrlich ausgesetzt, erst drei Meter queren, dann luftige, gut gängige, senkrechte Wandkletterei. Das fetzt.

Ich bin wieder dran. Wir sind an der ersten Rinne angekommen. Sieht nach 3er Kaminkletterei aus. Wir verdrücken noch schnell einen Müsliriegel und weiter geht es. Das Kaminstück ist schnell, fast sicherungsfrei, überwunden. Wir hatten überlegt, im leichten Gelände die Haken erst beim Abseilen zu setzen um etwas Zeit zu sparen. Ich komme auf einem Band raus. Tino kann ich nicht mehr sehen. Ich schau nach oben und bin verwundert. Vor mir eine senkrechte Wandstufe mit einer grünen, sehr seichten Rißspur, links und rechts davon überhängend.

„Hm und nun? Ich bin kaum geklettert. Hier schon wieder einen Stand machen? Wir wollen doch heut noch bissl vorankommen.“ Die Rißspur lädt überhaupt nicht zum Klettern ein, die geht so schnell zu, da ist weder Klemmen noch Hangeln möglich und zugewachsen ist sie auch noch. Die überhängenden Wände sind eher abweisend bzw. mir zu schwer zum Erstbegehen. Eine alternative wäre ca. zehn Meter queren, dann Wand und wieder queren, aber das versaut uns ja die Linie und beschert eine Menge Seilzug.

Ich lasse mich etwas ab, um mit Tino reden zu können. Ich beschreibe ihm die Situation, aber so richtig kann er dazu nichts sagen. Er sieht ja nichts. Ich schaue mir die Wand bei der Rißspur nochmal genauer an. „Es könnte schon gehen!“, rufe ich. Eine Kombination aus Wand und Rißspur sieht machbar aus, denn nach drei, vier Meter wird die Rißspur etwas breiter und auch mehr wie eine Verschneidung. Ich muss nur irgendwie dahin kommen. „Aber wenn es dann doch nicht geht? Das wär ganz schön blöd.“ Ich würde mir jetzt gern eine zweite Meinung einholen, aber ich steh allein auf diesem Band und muss mich entscheiden. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Die Wand ist schon recht glatt, aber nach jedem Zug ist plötzlich eine Lösung für den nächsten Zug erkennbar und so löst es sich doch überraschend gut auf. In der Verschneidung lässt es sich auch gut spreizen und an der richtigen Stelle finden sich auch immer wieder Griffe unterm Moos. Ich putze also, kletter einen Zug, putze und kletter wieder einen Zug. Das ist witzig, denn ich komm mir vor als würde ich eine Route schrauben.

Diese gefürchtete Wandstufe entpuppt sich als kleines Schmankerl. Aber anstrengend ist es. Das Haken setzen auf den kleinen Kieseln stehend erfordert Ausdauer und eine gewisse Schmerztoleranz. Und immer diese Angst nicht nach hinten abzukippen oder dass beim Bohren was ausbricht. Ich stehe in der Spreize auf den letzten Metern der Rißspur und merke wie meine Beine weich werden. Ich habe gerade gute Tritte und beschließe noch einen Haken zu setzten. Wieder fummel ich vorsichtig die Bohrmaschine an meinem Kopf vorbei. Ich muss zu Gunsten der Seilführung mit links bohren. Schon alleine die Bohrmaschine hoch zu halten strengt mittlerweile an. Ich setzte den Bohrer gerade an die geeignete Stelle, da bricht die Nähmaschine aus. „Alter, was denn jetzt los?“ Ich spanne meine Beine an, entspanne sie, aber nichts hilft. Zitternd versuche ich den Bohrer in die Wand zu treiben. Ich drücke und drücke und sehe, wie sich eigentlich nur noch der Schlag bewegt. „Puh, langsam bin ich platt.“ Ich setze nochmal ab, wobei mich die Nähmaschine fasst nach hinten wegwippt. Ich schüttele nochmal kurz und dann verschwindet der Bohrer im Gestein. Meine Füße bringen mich um und mit jeder Sekunde in dieser Position verharrend wird es unerträglicher. Alle weiteren Schritte führe ich so schnell wie möglich durch und das Weiterklettern ist wie ein Sprung ins kühle Nass bei 30° Hitze.

Nach der Wandstufe kommt wieder ein Rinnensystem und es wird schlagartig leichter, da bahnt sich schon die nächste Entscheidung an: „Wie viel Seil hab ich denn jetzt noch? Irgendwie müsste langsam ein Stand her.“ Bis zum nächsten Band und somit nächsten logischen Stand sind es bestimmt noch fünfzehn Meter. Die Haken gehen auch zur Neige. Wir hatten für heute nur 25 Haken eingepackt, weil wir dachten, wir sind eh nicht so schnell. Nach kurzer Rücksprache mit Tino beschließen wir, dass ich noch bis zum Band klettere, den Stand baue und wir dann gleich noch die bisherigen Seillängen putzen werden. Gesagt, getan. Seil und Haken reichen gerade noch so bis zum Band.

Wir seilen über unsere schick glänzenden Stände ab und verbringen noch knapp drei Stunden mit putzen. Jetzt, im Nachhinein, habe ich das Putzen anstrengender als das Klettern in Erinnerung. Auf dem Rückweg zum Zeltplatz Vrachos werfen wir nochmal einen Blick auf unsere Linie und stellen erfreut fest, dass wir ja schon gut zwei Drittel geschafft haben. Vorfreude auf den morgigen Gipfelerfolg stellt sich ein.

Am nächsten Morgen genießen wir erst mal unsere neuen Seillängen mit etwas nachputzen im Rotpunkt. Dabei fällt auch gleich auf, wo noch ein Haken hingehört und wir beschließen meine letzte, lange Seillänge vom Vortag nochmal mit einem Stand zu teilen. Die nächste Seillänge macht wieder Tino. Sie besteht aus einem Kamin und dann Wand mit einer schweren Einzelstelle. Wir sind jetzt unterm Gipfelkopfaufbau. Von hier könnte man nun auch über ein Band in die Scharte und einfach auf den Gipfel laufen. Aber die Wand über uns sieht auch schick aus.

„Wie viele Haken haben wir denn noch?“, frage ich. „Nicht mehr viele, aber sind ja auch nur noch zehn bis fünfzehn Meter.“ Also los. Der Zug vom Band weg erweist sich als harter Reibungsschleicher, so dass wir im Nachhinein dort noch einen Haken 1m überm Stand setzen, um einen Sturz in den Stand zu vermeiden. Die restliche Wand ist bis kurz unter den Gipfel schöne Kletterei und dann wird es nochmal interessant.

„Krass, jetzt ist es hier auf den letzten zwei Metern nochmal schwer. Ein Gipfelboulder.“ Ich stehe auf einem abschüssigen kleinen Band, mit links einen kleinen Kiesel als Leiste haltend schiebe ich mich nach rechts zu einem etwas größerem Kiesel. Jetzt muss ich diese Griffe blockieren, gegen die Wand antreten und rechts auf einen Kiesel spreizen. Ja, passt, nun noch aufrichten und über die Kante schauen… da passiert es. Ich schwirre ab. Mit Bohrmaschine auf dem Rücken 6m abwärts. Der rechte Kiesel, auf dem ich stand, hielt die ganze Last nicht aus. Witzig, so kurz vorm Gipfel ein Sturz.

Also nochmal. Wo der Kiesel war, ist jetzt ein Loch und so komm ich genauso wieder zur Ausstiegskante. Über dieser finde ich kleine Aufleger und Leisten um mich drüber zu pressen. Jetzt noch den linken Fuß auf den Griff den ich vorher hatte… und da passiert es wieder. Aber diesmal halte ich mich und steige aus: „Yeeehhaa!“

Ich hole Tino auf den Gipfel, der trotz der nun fehlenden Kiesel keine Probleme hat, und wir freuen uns über die gelungene Sache und abwechslungsreiche Kletterei. Vom Alphasporn hat man einen echt schönen Blick. Wir diskutieren über Hakenanzahl, Schwierigkeiten, Seillängen, Wegbeschreibung und einen Namen: „Black Mamba!“ – Wie eine schwarze Schlange schlängelt sich unsere Linie die Wand hinauf. Dieser Einfall kam Tino schon vor 2 Tagen als wir die Linie sahen und ich finde Black Mamba klingt genial markant.

Wir verewigen uns also im Gipfelbuch und seilen über unsere Tour ab, um den restlichen Tag wieder mit putzen zu verbringen. Gerade als wir fertig sind, kommt ein Unwetter. „Na das passt. Jetzt spült der Regen den losen Dreck weg!“ – „Na hoffentlich!“

Einen Tag später sitzen wir beim Bier in der Kneipe und berichten den griechischen Kletterern von unserer neuen Route. Diese nehmen unser Topo begeistert entgegen und wollen die Black Mamba demnächst klettern.

Dresdner Eierschecke:

Micha und Tommys neue Route will ich euch auch nicht vorenthalten. Schöne lohnende, gut gesicherte Wandkletterei. Ich habe mir mit Tobi die 4. Begehung geholt. Und wenn man schonmal da oben ist, sollte man auf jeden Fall den Übergang auf den Kelch Hauptgipfel anschließen.

>>Eintrag in der Sandsteinklettern-Datenbank<<

ein sächsischer Leckerbissen mit Rosinen

Und so fährt man nach Meteora:

Download file: Dresden-Meteora.gpx

 

Ein Gedanke zu „Meteora ’14 – viel Sonne, Klettern und eine Erstbegehung

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.