Wir waren wieder in Meteora und haben Tinos begonnene Projekte fertiggestellt, 2 Traumhafte Linien am Pixari direkt über Kastraki. Die Aktion war eine ordentliche Herausforderung. Während unseres 10 tägigen Urlaubs haben wir diese zwei schweren Touren im ground-up Stil (von unten ohne vorheriges Erkunden durch Abseilen) erschlossen. Das Erstbegehen forderte eine hohe Bereitschaft an den eigenen physischen und psychischen Grenzbereich zu gehen. Uns war klar, dass diese senkrechten bis leicht überhängenden griffarmen Wände schwierig werden würden, aber niemand wusste was wirklich auf uns zu kommt. Desweiteren ist das Anbringen von Zwischensicherungen im Meteora-Konglomerat schwierig und Stürze durch herausbrechende Kiesel an der Tagesordnung. Dank unseres starken Teams waren beide Routen nach 6 Tagen fertig und frei geklettert. Heureka wurde von zwei unserer Seilschaften rotpunkt geklettert, hingegen steht für Marvelous Marbles die erste Rotpunkt-Begehung noch aus. Während unseres Aufenthalts wurden natürlich auch weitere schwere Linien geklettert.
Vielen Dank für die Unterstützung an den Deutschen Alpenverein, Sächsischen Bergsteigerbund und Vangelis Batsios
Erstbegehungsteam: Tino Tanneberger, Frank Wehner, Felix Bähr, Manuel Hasterok, Felix Friedrich
Mythos of Meteora
Tino Tanneberger
Nachdem ich 2007 vom Kletterurlaub in Meteora sehr begeistert war, kam ich 2014 mit Bohrmaschine und -haken im Gepäck nach Griechenland zurück. Fele und ich bohrten an zwei Tagen die Route „Black Mamba“ (5 SL, 7-) ein. Eine tolle Erfahrung, doch beim Durchwandern und Erkunden der Felsenstadt entstanden noch mehr Visionen. Schwerer, markanter – einfach großartiger sollte es werden. Am letzten Tag des Urlaubs begann ich, zwei unbekletterte Wände am beeindruckenden Gipfel des Pixari mit ein paar Haken zu versehen, um möglichst bald für einen richtigen „Bohrurlaub“ wiederzukommen.
Mit dem Ziel die beiden Routen zu vollenden, wollte ich mit ein paar Freunden wiederkommen. Aber Leute zum Erstbegehen zu gewinnen, die sich zudem noch auf die untypische und teilweise verrufene Kletterei in Meteora einlassen wollen, war nicht so leicht. Einen gemeinsamen Termin zu finden, war noch schwerer. Eine Knieverletzung führte letztlich dazu, die für 2016 geplante Reise noch einmal zu verschieben.
Ein neuer Anlauf im Frühjahr 2017. Diesmal finden sich fünf motivierte Sachsen – Frank Wehner, Felix „Fele“ Bähr, Manuel Hasterok, Felix „Feli“ Friedrich und Tom Ehrig (der dann leider verletzungsbedingt doch nicht mitmachen kann) – die mit mir zum Pixari kommen, um meine Traumlinien zu erschließen. Zusätzlich begleiten uns noch fünf Freunde, um „ganz normal“ in Meteora zu klettern und gute Stimmung zu verbreiten. Die Anreise ist nahezu unkompliziert. Nur die 200 Bohrhaken und die Bohrmaschinen stellen beim Flug nach Thessaloniki eine gewichtstechnische Herausforderung dar. Der mit vier Leuten und dem Material bepackte Mietwagen der kleinsten Kategorie macht auf dem Weg vom Flughafen nach Meteora auch keine gute Figur, hält aber durch. Gleich am ersten Abend geht’s die Wand besichtigen. Alle sind sichtlich beeindruckt. Die gedanklichen Linien in den Wänden links und rechts von der bekannten Route „Archimedes“ sind glatt, senkrecht und gefühlt endlos, fast etwas abschreckend. Wir haben nun genau acht Tage, um die Routen einzurichten und frei zu klettern.
Am nächsten Morgen geht es zeitig los. Vor Aufregung hält es niemand lange im Zelt aus. Wir wollen die Routen – wie in Meteora üblich – von unten nach oben erschließen. Doch genau das ist die große Herausforderung beim Erstbegehen schwerer Routen hier. Man findet nahezu keine natürlichen Sicherungspunkte vor und die meteoratypischen Kiesel sind zu rund, sodass man nur selten Skyhooks und Schlingen anbringen kann, um daraus die Haken zu schlagen. Oft krallt man sich mit einer Hand an einem Kiesel fest, während man mit der anderen Hand das Loch für den Haken bohrt. Erschwerend kommt hinzu, dass man oft mit Bohrmaschine am Gurt klettert und am jungfräulichen Fels nicht alle Kiesel einer Belastungsprobe standhalten. Trotzdem kommen Frank und Manuel in der linken Route gut voran. Am Ende des ersten Tages haben sie anderthalb neue Seillängen eingerichtet. In der rechten Route geht es deutlich schleppender voran. Die Gesteinsqualität ist im unteren Bereich etwas gewöhnungsbedürftig und es ist gleich zu Beginn ziemlich schwer. Ich bin nach vier gebohrten Haken vorerst moralisch verschlissen. Fele und Manuel zeigen vollen Einsatz und so steht Manuel am Ende des Tages auf dem kühlschrankgroßen Kiesel, der das Ende der ersten Seillänge markiert.
In den nächsten Tagen zwingt gutes Wetter zum zeitigen Aufstehen, da die Sonne ab 14 Uhr die Routen bestrahlt und ein Klettern fast unmöglich macht. Feli verstärkt das Bohrteam und rotierend klettert und bohrt jeder mal in einem der Projekte. Nach drei Tagen ist die linke Route fertig eingebohrt, aber es sind noch nicht alle Züge frei geklettert. In der rechten Route geht es durch sehr schwere Wandpassagen weiterhin langsamer voran, doch der dritte Standplatz ist erreicht und es folgt vermeintlich leichteres Gelände. Am fünften Tag befreien Frank und Manuel die linke Route. Sie wird „Heureka“ (7 SL, 8+) getauft und in den folgenden Tagen noch von zwei unserer Seilschaften rotpunkt geklettert. Der Name nimmt Bezug auf die Nachbarroute „Archimedes“, der angeblich nach der Entdeckung des archimedischen Prinzips „Heureka“ rief. Seither gilt Heureka als freudiger Ausruf nach dem Finden der gelungenen Lösung einer schwierigen Aufgabe.
Bei der rechten Route beginnt ein Spiel gegen die Zeit. Da wir genau eine Seillänge pro Tag eingebohrt haben, bleiben noch drei Tage zum freien Durchstieg. Glücklicherweise gelingt Fele und mir die erste freie Begehung gleich am nächsten Tag. Acht Stunden haben wir für unsere „nur“ 165 m lange neue Route gebraucht, so schwer ist sie. Ein kleines Wunder, dass alle Kletterstellen frei lösbar sind und immer ein (wenn auch kleiner) Kiesel kommt. Für mich geht mit der Bezwingung der „Marvelous Marbles“ (fabelhafte Murmeln) ein Traum in Erfüllung. Eine weitere freie Begehung erfolgt von Frank und Manuel tags darauf. Aufgrund der anhaltenden Schwierigkeiten (5 lange SL, 9+) ist diese Route die vielleicht schwerste Mehrseillängenroute in Meteora. Der Mythos, dass man in Meteora nicht schwer klettern kann, ist damit gebrochen und Vangelis, „unser“ Local vor Ort, glücklich über unseren Beitrag zur Erschließung des Gebietes.
Unsere Urlaubscrew bestand außerdem noch aus: Lars Schönberger, Frieder Große, Florian Friedrich, Richard Wetzel, Matthias Schober und Tom Ehrig.
3 Gedanken zu „Meteora Erstbegehungsexpedition“
Welch schönes Video. Wie gut, dass die Entwicklung immer noch weiter geht.
Grüße von einem Alten an die Jungen:
Hans Weninger
http://www.planetmountain.com/en/news/climbing/new-rock-climbs-at-meteora-in-greece.html